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Mal etwas ganz anderes … Skilaufen!

 

Rolli-Fahren und Skilaufen… geht das? Sicherlich, die meisten haben schon querschnittgelähmte Skiläufer auf den Pisten dieser Welt gesehen und bewundert. Aber sind dies Ausnahme-Talente oder kann das jeder schaffen?

Um dies herauszufinden, haben wir nach einer Möglichkeit gesucht, die entsprechende Ausrüstung auszuleihen und unter fachkundiger Anleitung auszuprobieren.

Fündig geworden sind wir über den Behinderten Sportverband Nordrhein Westfalen, der solche Kurse in der Skihalle Neuss anbietet. Nach ein paar Wochen Wartezeit ging’s dann an einem Samstag im März 2007 los. Glücklicherweise ist Neuss nicht sehr weit entfernt von unserem Wohnort, und so haben wir uns in die Skiklamotten geschmissen und sind losgedüst.

In Neuss angekommen (die Skihalle ist übrigens weitgehend barrierefrei), trafen wir 4 weitere experimentierfreudige Rolli-Fahrer, die genauso aufgeregt waren wie Britta. Pünktlich traf auch Herr Westbrock mit den Monoskiern ein. Nachdem wir eine fachkundige Unterweisung über die Handhabung der Monoskier bekamen, ging’s in die -4°C kalte Halle. Dort ist natürlich Schluß mit Barrierefreiheit und ein Begleiter ist ein Muß. Schnee ist eben nicht der ideale Untergrund zum Rollifahren. Schnell auf die Piste, um das Gerät anzupassen und einzusteigen. Schon die ersten Sitzversuche zeigten: Das wird nicht einfach! Und Fallen will gelernt sein. Dazu gab’s aber im Laufe des Tages noch reichlich Gelegenheit. Unter engagierter Anleitung von Herrn Westbrock ging’s nach ein paar Stand- und Fall-Übungen auf den Anfänger-Hang. Zunächst erklommen wir den Hügel mittels Muskelkraft der Begleitperson. Geradeausfahren und sogar die ersten Kurven wurden bis zum Mittagessen auf diese Weise geübt. Die Mittagspause wurde im Restaurant der Skihalle zur Nahrungsaufnahme und zum Aufwärmen genutzt. Frisch gestärkt ging’s nachmittags dann auf die lange Piste. Liften war zuerst angesagt. Mittels Zugleine, die in die Liftteller eingehängt wurde, ließen wir uns bergwärts ziehen. Dabei hängt sich die Begleitperson auf Skiern hinter den Mono-Ski-Piloten und sorgt im Falle eines Falles für stabilisierendes Gleichgewicht. Oben angekommen kann die Zugleine dann gelöst werden. Da das Liftpersonal an Monoski-Fahrer gewöhnt ist und auch entsprechend beim Liften hilft, stellt die Lifterei kein großes Hindernis dar.

So, nun sind wir oben! Geradeausfahren klappt ja mittlerweile leidlich, Kurven sind auch möglich (manchmal jedenfalls, und nicht immer in die gewünschte Richtung) und Fallen haben wir auch schon geübt. Ein wichtiges Element fehlt aber noch: Wie wird denn eigentlich gebremst? Während des Schnupperkurses erledigt dies die Begleitperson mittels eines Seiles, das am Heck des Monoskis befestigt ist. So gewappnet kann sich der Monoski-Fahrer sowie die anderen Skiläufer in der Halle vor Feindberührung einigermaßen sicher fühlen. Vor Stürzen schützt diese Sicherheitsleine aber nicht, und so sorgten auch am Nachmittag unzählige „Umfaller“ für Heiterkeit und entsprechenden Muskelkater bei der Begleitperson. Beim Aufstehen ist nämlich tatkräftige Mithilfe gefordert.

Gegen 16:00 Uhr hatte Britta dann genug und wir haben das Equipment abgelegt und uns von Herrn Westbrock verabschiedet.

Fazit:

Eine tolle Sache, daß es die Möglichkeit dieses Schnupperkurses gibt. Herr Westbrock veranstaltet diese ehrenamtlich und mit großem Engagement. Wir denken, jeder Rollifahrer, der sich für’s Skilaufen interessiert, sollte davon Gebrauch machen. Der geringe Unkostenbeitrag zur Wartung und Instandhaltung der Monoskier ist die Sache allemal wert. Eine Begleitperson, die sich einigermaßen auf Skiern halten kann, ist allerdings schon nötig.

Da die Skier sehr genau auf den Körperbau und den Behinderungsgrad des Benutzers zugeschnitten sein müssen, ist es selbstredend nicht möglich, das ideale Gerät für jeden bereitzuhalten. Entsprechende Kompromißbereitschaft ist deshalb schon notwendig. Britta benötigt auf Grund ihrer Lähmungshöhe beispielsweise einen Monoski, der recht hoch geschlossen ist, um die Bewegungen des Oberkörpers effektiv auf den Ski übertragen zu können. Ein für sie optimaler Ski war leider nicht im Fuhrpark verfügbar. Trotzdem, zum Reinschnuppern hat das Gerät gereicht, und außerdem legt Herr Westbrock auch hier bewundernswertes Engagement zutage, indem er versucht, den richtigen Ski für mögliche Folge-Events zu beschaffen.

So hat er Britta für einen weiteren Kurs im Mai einen passenden Monoski von einem Freund ausgeliehen. Dieser passte auch viel besser und Britta kam anfangs super damit zurecht. Leider stellten sich bei Britta nach ein paar Abfahrten heftige Rückenschmerzen ein, und so mussten wir den Kurs mit der Erkenntnis abbrechen, das Mono-Ski-Laufen für uns erstmal keine passende Sportart ist. Vielleicht versuchen wir es später noch mal.

Trotzdem möchten wir auf diesem Wege Herrn Westbrock und seiner Helferin herzlich für sein Engagement danken und alle Rolli-Fahrer ermutigen, doch mal das Mono-Ski-Fahren auszuprobieren. Vielleicht ist das ja die Sportart, die Sie immer gesucht haben!

Kontakt:

Behinderten Sportverband Nordrhein Westfalen

Abteilung Wintersport

Hans-Jürgen Westbrock

E-Mail: ski-bsnw@t-online.de

Informationen:

http://www.bsnw.de